Du kannst keinen Kuchen für die ganze Welt backen
Über die Kunst es allen Recht machen zu wollen
„Everybody’s Darling is everybody’s Depp.“
Der Wunsch nach Harmonie, von allen gemocht zu werden, ist ein Phänomen – besonders von Frauen.
Dieses Harmoniebedürfnis ist ein stetiger Kampf mit uns selbst.
Lieber „Ja“ sagen und zustimmen, als andere zu enttäuschen oder gar einen Konflikt hervorzurufen.
Nach außen anders zu wirken, als wir uns im Inneren fühlen, bereitet unserem Körper Stress. Dieser Stress spiegelt sich in unserem ganzen Auftreten wider.
Dies durfte ich mit Anfang 30, neu im Pharmaaußendienst, erfahren:
Gemeinsam mit einem erfahrenen Kollegen besuchte ich einen Internisten. Wir saßen dem Arzt gegenüber und ich fühlte mich unwohl. Wer war ich denn, dass ich einem Facharzt sagen soll, wie seine Therapie auszusehen hat? Um dies zu kaschieren, versuchte ich, nach außen den Schein zu wahren, und hoffte inständig, dass ich nichts gefragt werde. Mein Kollege redete fachliches Zeug.
(Anmerkung: Auf das, was dann geschah, bereitet dich niemand in den Verkaufstrainings vor).
Plötzlich fixierte mich der Arzt und sagte:
„Ihre nonverbale Kommunikation stimmt nicht.“
Ich erstarrte zur Salzsäule.
Mein Kollege schaute mich mit diesem „Was-machst-du-denn-da-Blick“ an.
Und ich … sagte nichts. Verlust der Muttersprache. Im Geiste lief ich weg, weil ich mich ertappt fühle. Ich war enttarnt.
Also lächelte ich noch blöder und dachte an Kündigung.
Im Nachhinein betrachtet, hätte ich ihm meine Bedenken schildern können und wir wären in einen sachlichen Austausch gegangen.
Doch ich hatte Angst:
Angst vor Ablehnung.
Angst, dass ich den Arzt als Kunden und somit meine zukünftigen Umsätze verlieren könnte.
Ein Fehler. Den Schein nach außen zu wahren, machte meine Körpersprache nicht mit.
Heute, 20 Jahre später, denke ich lächelnd an die Situation zurück.
Ich habe an diesem Tag im Sprechzimmer viel gelernt:
Sei du selbst. Sei authentisch.
Hier gilt es zu unterscheiden zwischen freundlichen Gesten und es dem anderen Recht zu machen.
Mit Freundlichkeit vermitteln wir unserem Gegenüber ein gutes Gefühl. Dies ist eine gesunde Basis für gute Beziehungen. Das bedeutet aber nicht, zu allem „Ja und Amen“ zu sagen.
Wenn wir unsere Meinung und unsere Bedürfnisse zurückstellen, nicht wir selbst sind, dann schüttet unser Körper Stresshormone aus.
Unsere Atmung, unser Puls und unsere Stimme werden beeinflusst.
Ist das gut für uns? Nein. Ganz im Gegenteil.
Unser Wohlfühllevel geht in den Keller und nimmt auf Dauer unsere Gesundheit gleich mit.
Wir schauspielern auf Krampf, trauen uns nicht, die eigene Meinung oder Nein zu sagen, aus Angst, die andere Person könnte enttäuscht sein und uns ablehnen. Das Gegenteil ist der Fall: Die Leugnung unserer Wünsche und Bedürfnisse führt zum Verlust unserer Selbstachtung und des Respektes durch andere.
Es sind die Ecken und Kanten, die uns einzigartig machen und uns kompetent wirken lassen.
Unser Handeln, unsere Wünsche und Bedürfnisse werden sich nicht mit der ganzen Welt decken. Es wird immer wieder Menschen geben, die enttäuscht sind, weil wir nicht so handeln, wie sie es gerne hätten. Gleichzeitig gibt es Menschen, die uns genau dafür achten – einschließlich uns selbst, wenn wir morgens in den Spiegel schauen.
Versuche, es jedem Recht machen zu wollen und jedem nach dem Mund zu reden, dann verlierst du nicht nur den Respekt von anderen, sondern auch deine Selbstachtung. Du ärgerst dich, du wirst unzufrieden und dein Glücks- und Wohlfühlfaktor geht baden.
Du kannst keinen Kuchen für die ganze Welt backen. Es wird immer jemanden geben, der keine Schwarzwälder Kirschtorte mag.
Und das ist auch gut so. Im Grunde geht es doch darum, eine gesunde Beziehung im privaten und geschäftlichen Leben zu führen, ohne sich dabei zu verbiegen.
In diesem Sinne: Bleibe glücklich und zufrieden beim Verkaufen mit (gerader) Haltung.
Susanne
PS: Du möchtest dich beim Verkaufen deiner Dienstleistung nicht verbiegen? Lass uns sprechen